Die Sprache der Seele

Das Menschenbild der chinesischen Medizin basiert auf der Vorstellung, dass alle Prozesse des Lebens in einem geordneten System ablaufen und daher einer übergreifenden Regulation unterliegen. Die Bedeutung der zentralen Begriffe der Regulationskunde wird im Westen jedoch häufig auf einen pseudophilosophischen, esoterischen Gehalt reduziert. Man kann die chinesische Medizin aber auch als eine nachvollziehbare Systematik menschlicher Befindlichkeiten verstehen. Es gibt daher in der chinesischen Medizin von vornherein keine Trennung von Psyche und Soma.
Der Umgang mit menschlicher Emotionalität zeigt dabei überraschende Parallelen zur humanistischen Tradition, zum klassischen, griechischen Verständnis des inneren Wesens eines Menschen, zum anthroposophischen Menschenbild und zur modernen Psychoanalyse.
Dr. med. Johannes Greten ist der Vorsitzende der Deut-schen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin und Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg.