Geschichtenprojekt “Zuhause” – „Zwei Welten“
Vor langer Zeit war die Erde in zwei Hälften geteilt, auf einer Seite wohnten die Menschen und auf der anderen Seite die Roboter. Jahrelang lebten sie in Feindschaft miteinander. Es gab keine Freundschaftsbemühungen, die beiden zum Frieden verholfen hätte. Beide Seiten hatten ihre Probleme. Die Roboter brauchten ein spezielles Öl um ihre Gelenke zu schmieren und auch als Nahrung. Aber ihr Öltank war fast leer und auch die Ölquellen im Roboterland. Die Menschen erstickten fast im Müll, denn ihre Erdhälfte bestand aus 1/3 Plastikmüll und in den Meeren sah es genauso aus.
Ich bin ein Mädchen, das auf der Menschenseite lebt. Da mein Vater der beste Freund des Präsidenten ist, durften wir im VIP Bereich des Meeres schwimmen. Ich hatte an einem Tauchkurs teilgenommen und beherrschte es auch schon ziemlich gut. Am letzten Tag des Kurses durften wir frei tauchen, und ich tauchte so tief wie ich konnte und entfernte mich sehr weit von den anderen. Ich sah ein Loch, und schwamm näher heran. Es gurgelte und gluckerte in meinen Ohren und ich wurde bewusstlos. Ich spürte aber noch, dass ein Arm mich ganz fest griff und weg zog. Ich versuchte mich los zu reißen, ich schaffte es nicht mehr. Als ich wieder aufwachte konnte ich mich nicht mehr so genau daran erinnern was passiert war, aber irgendwie war ich mit Öl verschmiert, und ein paar komisch aussehende Köpfe starrten mich an. Einer sagte: „Ich glaube sie ist wach! Die ganzen Öle haben ja doch was gebracht.“ Einer von den Leuten klebte mir einen Chip auf den Arm und plötzlich konnte ich verstehen was sie sagten. „Du kannst uns nur kurze Zeit verstehen, weil die Technik so kompliziert ist. Darum musst du auch auf unsere Roboter Schule und ganz schnell unsere Sprache lernen. Ich bin übrigens Sabana, und das ist meine Tochter Sabrina.“ Sie zeigte dabei auf einen kleinen Roboter neben sich. „Und das ist mein Sohn, er ist ungefähr so alt wie du, er heißt Sababer.“ Sie zeigte auf einen zweiten kleinen Roboter. „Mein Mann Soboto hat dich aus Versehen hierher gebracht. Er musste das Tor im Meer kontrollieren, durch das dich die Strömung auf unsere Seite getrieben hatte. Da hat er dich gepackt und mitgenommen. Zwei Tage lang hast du hier wie tot gelegen, aber wir haben dich mit unserem speziellen Medizin Öl eingerieben und es dir eingeflößt. Nun bist du wieder am Leben, aber du musst bei uns bleiben.“
Soboto erklärte mir, dass das Tor sich erst nach zwei Jahren wieder öffnen wird. Deswegen sollte ich zuerst ihre Sprache lernen und auch auf eine Schule gehen. Langsam stand ich auf und ging hinter ihnen her. Wo war ich nur gelandet? Sababer zeigte mir sein Zimmer und spielte mit mir ein technisches Spiel, das ich nicht verstand. Am zweiten Tag ging ich mit Sababer zur Schule und mein Sprachchip wurde entfernt. Der Lehrer war mit allen Schülern elektronisch verbunden und nun auch mit mir. Stundenlang hatte man mich dafür verkabelt. Aber ich verstand erst einmal gar nichts, weil ich kein elektronisches Gehirn hatte.
Wir hatten nur Computerunterricht. Ich dachte an den Unterricht bei mir auf der Schule zu Hause. Da waren die Sachen zwar schwer, aber ich hatte sie immer geschafft wenn ich mich etwas anstrengte. Hier war es aber total anders und ich fühlte mich so fremd und einsam hier. Aber die Schule, die Lehrer und den Unterricht fand ich sehr gut, weil ich auch die Sprache immer besser verstand.
Trotzdem hatte ich furchtbares Heimweh nach meiner Familie, meinen Freunden, meiner Schule und sogar nach meinem schrecklichen Nachbarn. Auch das Essen bei den Robotern war ein Problem für mich, nur Fisch, Krabben und eine ölige keine-Geschmack-habende-Suppe. Ich träumte oft von Hamburgern, Pasta, und Pizza.
Eines Tages wurde ich aus dem Unterricht geholt und zu dem Präsidenten der Roboter gebracht. Ich saß alleine im Zimmer mit ihm. Er sagte zu mir: “Ich weiß, dass ihr auf eurer Seite ein großes Müllproblem habt und es nicht weg kriegt. Wir könnten euch helfen. Du hast nun zwei Jahre bei uns gelebt und bestimmt schon mitgekriegt, dass wir sehr viel Öl brauchen, aber wir haben nicht mehr so viel davon für alle. Jemand von uns hat eine Maschine erfunden, mit der man aus Plastikmüll unser Öl machen kann. Den Plan dafür haben wir auf einen Stick gespeichert und werden ihn dir mitgeben. Du sollst diesen Stick eurem Präsidenten geben. Da stehen alle Informationen drauf und du musst sie ihm übersetzen. Die zwei Jahre sind bald vorbei und ich weiß, dass du Heimweh hast. Wir werden dich zurück bringen.“ Ich sprang vor Freude in die Luft. Ich würde wieder in mein altes Leben zurück kommen. Endlich war der Tag gekommen und ich bedankte mich bei meiner Roboter Familie herzlich. Als Geschenk gab ich ihnen meine Uhr. Ich bin dieses Mal durch eine Luftströmung, die nur die Roboter kannten, zurück gekommen.
Es gab eine große Aufregung über meine Rückkehr auf der Menschenseite. Man hatte mich für tot gehalten. Sofort habe ich mit unserem Präsidenten geredet. Er und alle seine Berater hatten noch immer keine Lösung für den Plastikmüll gefunden. Ich überreichte ihnen den Stick der Roboter. Man nahm Kontakt mit den Robotern auf und bedankte sich für die Pläne. Die Maschine war wirklich die Lösung für die Probleme auf beiden Seiten. Danach lebten alle friedlich miteinander zusammen.
© Shu Lei (14 Jahre)