Wissenschaft – die neue Religion?
Zehn bekannte Schriftsteller aus sieben Ländern erkunden durch „Praktika“ in Heidelberger Wissenschaftseinrichtungen, wie sehr die Wissenschaften heute die Rolle der Religion einnehmen.
Heutzutage beeinflusst die Naturwissenschaft immer stärker die Art und Weise, wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen – und dies reicht weit über die konkreten Forschungsergebnisse hinaus. Produkte, Theorien und Ideen nehmen wir schnell als erfolgreich und seriös wahr, wenn diese durch wissenschaftliche Methoden „bewiesen“ werden. Auch unser sprachlicher Alltag ist inzwischen von „Wissenschafts-Slang“ durchsetzt. Darüber hinaus hat die Wissenschaft begonnen, die Leerstelle auszufüllen, die das Verschwinden der Religion im Leben der Menschen hinterlässt.
Dieser Verschiebung geht das DAI mit dem Projekt „Wissenschaft – die neue Religion?“ auf den Grund. Zehn internationale Schriftsteller kommen im Sommer und Herbst 2015 nach Heidelberg, um an renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen ein „Praktikum“ zu absolvieren. Sie gewinnen durch Gespräche mit den Wissenschaftlern einen intensiven Einblick in deren Arbeit. Ihre Schwerpunkte wählen sie selbst – sei es Neurologie, Quantenphysik, Kosmologie oder eine andere Disziplin. Als „Scouts“ versuchen sie, Antworten auf Fragen zu finden wie: Kann die Wissenschaft Normen für die Gesellschaft setzen? Wie sehr formt sie unser Weltbild? Löst die Wissenschaft die Religion als Sinnstifter und Wertevermittler ab? Was hilft uns, die Ideen, Werte und Rituale zu schaffen, die dem Menschen von heute Orientierung geben?
Ihre Erkenntnisse verarbeiten sie literarisch in der Form, die ihnen am besten geeignet erscheint; das kann ein Roman sein, eine Reportage oder auch eine Utopie. Das Ergebnis des „Praktikums“ stellen die Autor/innen gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftler/innen in einem Townhall-Meeting voraussichtlich im Frühjahr 2016 der Öffentlichkeit vor. Abschließend werden alle Texte in einem Buch zugänglich gemacht.
Gefördert durch die
Beteiligte Autor/innen:
Judith Kuckart (D) – Viktor Jerofejev (RUS) – Daniel Kehlmann (D/A) – Michael Maar (D) – Ben Marcus (USA) – Tim Parks (GB) – Michela Murgia (ITA) – Colm Tóibín (IRL) – Kathrin Passig (D) – Raoul Schrott (A)
Beteiligte wissenschaftliche Einrichtungen:
Universität Heidelberg
Max-Planck-Institute
European Molecular Biology Laboratory (EMBL)
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)